Wo Curtis herkam

 

So langsam wurde ich schlauer und fing an mir, auf einige Dinge einen Reim machen zu können!

 

Curtis ist ein Hund aus dem Tierschutz, er wurde im Alter von ca. 6 Monaten auf Sizilien auf einer Müllhalde entdeckt. Dort lebte er in einem kleinen Rudel, sammelte sich sein Futter fern der Zivilisation auf der Müllhalde zusammen, wich allen Menschen aus und ließ sich auch nicht anlocken. Aus unserer menschlichen Sicht kein schönes Leben, aus Sicht eines Hundes wohl aber gar nicht so schlecht. Er wäre unter diesen Umständen vermutlich nicht sehr alt geworden, das ist aber mit Sicherheit keine Sorge, die ihn jemals gequält hat.

Irgendwann wurde er zusammen mit ein paar anderen Hunden eingefangen und auf eine Großpflegestelle gebracht, dort gab es Futter und Wasser, Curtis wurde an die Leine gewöhnt und auch schon mal kastriert um seine Vermittlungschancen zu erhöhen. Die Leiter dieser Pflegestelle haben sich sicher Mühe gegeben und ihr Bestes getan, zweifellos, die Möglichkeiten sind aber naturgemäß begrenzt. Aus mir unbekannten Gründen blieb Curtis gut 2 Jahre auf dieser Pflegestelle nahe eines Dorfes im ländlichen Teil Siziliens und lernte

 

nichts.

Er lernte in wesentlichen Prägephasen seines Lebens absolut nichts kennen.

 

Offenbar ist er mal Auto gefahren, denn Autos kannte er (fand die Erfahrung aber wohl nicht so toll).

Wichtige Dinge, die zu einer guten Grundsozialisierung für das Leben mit den Menschen notwendig sind, hat er aber nicht erfahren dürfen. Ein guter Züchter/ verantwortungsbewusster Halter zeigt seinem kleinen Hundewelpen relativ früh aber sehr wohldosiert die Welt; er lässt den Hund auf verschiedenen Böden laufen, zeigt ihm alte und junge, dicke und dünne Menschen, klein und groß, in Wallemänteln und auf dem Fahrrad. Er lässt ihn kleine Kinder erleben, fährt mit ihm S-Bahn und Bus. Er füttert ihn mit Dingen, die ihm vielleicht mal gut tun werden (der Welpe lernt den Geschmack von Fenchel, Leinsamen oder auch Kräutern kennen) und trinkt statt Wasser auch mal Kamillentee oder Brühe.

Alles in kleinen Portionen und zum richtigen Zeitpunkt in seinem Leben damit der Welpe die neuen Erfahrungen auch verarbeiten kann. Durch diese Erfahrungen schließen sich beim Welpen im Hirn Nervenbahnen, sie werden stark und belastbar. Fehlen diese Erfahrungen, kann es passieren, dass Nervenverbindungen sich nicht oder nur kaum schließen – der Hund kann Umwelterfahrungen nicht verarbeiten, traut sich an Neues nicht heran, ist sehr ängstlich und schnell gestresst. Ob und wie sich die fehlende Verbindung im Hirn auswirkt, ist bei jedem Hund unterschiedlich.

Wenn sich dieser Mangel auswirkt, spricht man vom Deprivationssyndrom.

(Das sage ich hier mal so laienhaft, nur damit ihr meinen Hund besser versteht. Klinische Diagnosen und Fallbeschreibungen lassen sich ja im Netz reichlich nachlesen).

 

Die fehlenden Verbindungen lassen sich im Nachhinein nicht mehr vollständig und belastungssicher herstellen. Ich kann meinem Hund aber helfen, sicherer und somit stressfreier, glücklicher und zufriedener durchs Leben zu gehen.

So zum Beispiel haben wir die Leine wieder eingeführt – Leine ist gut!

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